Die Jagd in der Bundesrepublik Deutschland
Wer in Deutschland jagen will, muss eine Jägerprüfung ablegen. Der damit verbundene Jagdschein berechtigt den Inhaber zur Jagd.
Der Mensch als Jäger
Lange bevor Menschen Ackerbau und Viehzucht betrieben, waren sie Jäger und Sammler. Schon Vormenschen, wie der Homo erectus und der Neandertaler, jagten. Verglichen mit der Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit, ernährt die Jagd den Menschen länger als der Ackerbau. Die Jagd sicherte dem Homo sapiens das Überleben während der Eiszeit. Um ein guter Jäger zu sein, muss man das Wild kennen. Die Höhlenmalereien in Lascaux und Altamira in Frankreich und Spanien sind die ältesten Bilder der Menschheit. Sie zeugen davon, welche wichtige Rolle das Jagdwild in der Gedankenwelt der frühen Jäger spielte. Die erlegten Wildtiere wurden restlos verwendet. So fertigte man z.B. aus den Knochen eines Schwans das älteste bekannte Musikinstrument der Menschheit: eine Schwanenknochenflöte. Die Jagdwaffen des Menschen blieben in Form und Wirkung lange Zeit unverändert. Bevor Jäger mit Feuerwaffen und spezieller Munition dem Jagdhandwerk nachgingen, taten sie es mit Speer, Lanze, Messer,Pfeil und Bogen. Dann änderte sichdas Material der Jagdwaffen von Feuerstein zu Bronze und schließlich zu Eisen. Eine besondere Waffe war der beste Freund des Menschen, der Jagdhund. Mit ihm an seiner Seite erwies sich der Mensch als unschlagbarer Jäger.
Die Jagd war mit solchem Prestige verbunden, dass ab dem Hochmittelalter nur noch dem Adel das Jagen gestattet war. Gejagt wurde wegen Wildbret oder für Jagdtrophäen. Das Jagdverbot begründete das heutige Jagdrecht. Es hinderte Wilddiebe aber nicht an der illegalen Jagd, auch „Schwarze Jagd“genannt. Manchmal handelten diese Jäger aus Not, manchmal aus dem Gefühl, dass Jagdrecht sei ungerecht und jedermann zur Jagd berechtigt. Nach dem Mittelalter kultivierte man die Jagd weiter und entwickelte spezielle Jagdformen wie z.B. die Parforcejagd. Wie die englische Fuchsjagd waren diese Jagden elegante gesellschaftliche Veranstaltungen.
Der Jäger wird verehrt
Weil er so wichtig war, wurde der Jäger, oder der Waidmannwie er in der Jägersprache heißt,in Legenden verehrt, in Liedern besungen und ist in Grimms Märchen eine sympathische Figur. In den Mythen vieler Völker ist der Held immer auch ein guter Jäger. Ob Gilgamesch oder Herakles, wollte man als Mann etwas hermachen, musste man sich im Jagdgeschäft auskennen. Die Jäger haben wegen ihrer langen Tradition einen eigenen Schutzheiligen: den Heiligen Hubertus. Viele Jäger pflegen ihr Brauchtum und ihre Traditionen mit Jagdhorn, Jagdtracht und Jägersprache.
Die Jägersprache ist Teil der allgemeinen Umgangssprache geworden. Obwohl nur wenige Bürger selbst jagen, finden Jagdmetaphern nach wie vor Verwendung. Im eigenen Jagdrevier jagt z.B. nicht nur der Jäger, sondern auch der Gangster und der Versicherungsvertreter. Ist er dabei gut, wird er zum Jagdhund. Eine Jagdflinte muss kein mit Munition geladenes Gewehr sein, auch ein Kamm, mit dem man Läuse jagt, wird so bezeichnet. Jemanden in die Ewigen Jagdgründe schicken zu wollen, ist seit den Büchern von Karl May als Drohung bekannt. Übertreibungen gelten noch immer als Jägerlatein und ein vollkommen Verrückter bekommt einen Jagdschein.
Den Jagdschein machen
Auch heute ist die Jagd nicht jedem gestattet und unterliegt nach §15 BJagdG dem Jagdrecht, um dessen Einhaltung sich die Untere Jagdbehörde kümmert. Die strenge Jagdregelung liegt nicht wie noch im Mittelalter am Prestige. Tatsächlich dürfen nur Personen mit aller nötigen Sachkenntnis in Deutschland jagen. Wer jagen will, muss daher durch eine Jägerprüfung einen Jagdschein erlangen, der nichts mit Verrücktsein zu tun hat. Der Jagdschein ist ein sehr anspruchsvoller Kenntnisnachweis. Eine erfolgreiche Jägerprüfung allein berechtigt aber noch niemanden zur Jagd, denn nur der Grundeigentümer darf jagen. In der Nähe von Großstädten wie z.B. Berlin oder Frankfurt am Main ist die Jagdfläche oft zu klein, dann muss sich der Eigentümer einer Jagdgenossenschaft anschließen. Die Jagdgenossenschaft verpachtet das Jagdausübungsrecht dann an den Jäger.
Die Jagdschule
Die Jagdschule bereitet den Jagdschüler auf die staatliche Jägerprüfung vor. Nur nach bestandener Jägerprüfung wird der Jagdschein erteilt.
Die Jagd und das Jägerhandwerk erlernen
Auch der Steinzeitjäger kam nicht als perfekter Jäger auf die Welt. Der Homo erectus benutzte, wie die Speere von Schöningen beweisen, eine perfekt ausbalancierte Waffe zur Jagd. Der Umgang mit einem solchen Jagdwerkzeug will gelernt sein. Die verschiedenen Jagdtechniken, wie die Treibjagd oder die Fallenjagd, und auch die Anwendung verschiedener Waffen deuten auf eine große Erfahrung der damaligen Jäger hin. Auch der Umgang mit der Jagdbeute erfordert Übung. An vielen Fundplätzen der Vormenschen wurden fachgerecht zerlegte Tierskelette gefunden. Wir wissen heute nicht, wie die Jagdausbildung bei den Vormenschen ablief. Vielleicht gab es einen Ausbilder, vielleicht war es „learning by doing“.
Die Jägerausbildung
Ein Jäger benötigt komplexes Wissen. Der Jugenjagdschein ermöglicht einen zeitigen Beginn der Ausbildung.
Heute ist die Jägerausbildung staatlich geregelt. Bevor die Untere Jagdbehörde einem Jäger einen Jahresjagdschein ausstellt, muss dieser die Jägerprüfung ablegen. Bei der heutigen Ausbildung in einer Jagdschule wird der Jagdschülerwährend der gesamten Jägerausbildung von professionellen Ausbildern angeleitet. Der Jagdschüler muss Kenntnisse in Biologie, Ökologie, Naturschutz, Waffenrecht, Jagdschutz und Tierschutzrecht nachweisen. Am Ende der Schulung wartet eine dreiteilige staatliche Prüfung auf den Jagdschüler. Fachleute sprechen wegen des hohen Anspruchs der Jagdprüfung auch vom „Grünen Abitur“. Schnell wird dabei deutlich, dass die Hege bei der Jagd genauso eine große Rolle spielt wie die Jagd selbst. Selbstverständlich gehört zur Ausbildung auch die Jägersprache oder wie der Fachmann sagt die Waidsprache.
Es ist auch möglich den Jagdkurs als Blockkurs zu absolvieren. In diesen Veranstaltungen wird während der Jagdscheinausbildung nicht nur die Jagdtheorie gelehrt, qualifizierte und erfahrene Jäger vermitteln Impressionen aus dem Jägerleben und sprechen über Jagdmöglichkeiten in Deutschland und International. Es ist ein weiter Weg zur Jagd im eigenen Revier, aber er lohnt sich.
Mit dem Kenntnissnachweis im Rahmen der Jägerprüfung ist es aber noch nicht getan. Wer jagen will, muss eine Jagdhaftpflichtversicherung nachweisen, die Jagdabgabe bezahlt und nach dem Waffenrecht seine Zuverlässigkeit nachgewiesen haben.
Der Jugendjagdschein
Der Jugendjagdschein gilt für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren, die eine Jägerprüfung erfolgreich abgeschlossen haben. Für die Jägerprüfung zugelassen werden Jugendliche ab 15 Jahren. Ausgehändigt wird das Dokument aber erst ab dem 16. Geburtstag. Obwohl der Jugenjagdschein ein vollwertiger Jagdschein ist, gelten für den jugendlichen BesitzerEinschränkungen. Jagen darf er nur in Begleitung einer jagdlich erfahrenen Person, und er darf keineWaffen besitzen. Zu Jagdzwecken darf er aber Jagdwaffen führen. Mit dem 18. Lebensjahr kann der Jugendjagdschein zu einem normalen Jagdschein erklärt werden.m normalen Jagdschein erklärt werden.